Co-Produkte
Bioethanol ist mehr als Kraftstoff. Um seine Bedeutung vollständig zu erfassen, muss das gesamte Produktspektrum bei der Herstellung berücksichtigt werden: Neben Bioethanol entstehen je nach Anlagenkonzept und verwendeten Rohstoffen zusätzlich Lebens- und Futtermittel oder Biomethan und Biodünger.
Die Verwertung der Pflanzen endet nicht mit der Herstellung des Bioethanols. Aus Pflanzenbestandteilen wie Proteinen, Fasern oder Fetten werden verschiedene hochwertige Nebenprodukte gewonnen. Und das in großem Umfang: So entstehen zum Beispiel aus jeder Tonne Futtergetreide neben Bioethanol 400 Kilogramm getrocknetes Proteinfutter. Im Zuge der Bioethanolproduktion werden die Rohstoffe streng kontrolliert. Qualitätszertifikate garantieren hochwertige, sichere Produkte.
Reststoffe wie Fuselöle und Aldehyde werden in der technischen Verbrennung, Kunststoffindustrie, Parfümherstellung und pharmazeutischen Industrie eingesetzt.
Futtermittel
DDGS (Dried Distillers’ Grains with Solubles) und CDS (Condensed Distillers’ Solubles) entstehen bei der Bioethanolherstellung aus stärkehaltigem Getreide. Der Destillationsrückstand, die sogenannte Schlempe, wird eingedickt (CDS) oder getrocknet (DDGS) als proteinreiches Futtermittel für Rinder, Schweine und Geflügel vermarktet. Die Futtermittel enthalten viel Eiweiß, Mineralstoffe, Aminosäuren, Spurenelemente und Fett. Zuckerrübenvinasse ist ein flüssiges Produkt aus den nach der Destillation zurückbleibenden Proteinen und weiteren Bestandteilen des fermentierten Zuckersirups. Vinasse wird als hochverdauliche, proteinreiche Einzel- oder Mischfutterkomponente vor allem für Milchkühe und in der Rindermast eingesetzt, dient aber auch als Biodünger.
Zuckerrübenschnitzel fallen bei der Gewinnung von Bioethanol aus Zuckerrüben an. Nach der Extraktion des Zuckers werden die ausgelaugten Schnitzel entweder frisch verfüttert oder für den längerfristigen Einsatz siliert oder getrocknet und pelletiert. Sie sind ein energiereiches Zusatzfutter für Rinder, Schweine, Schafe und Pferde.
Nahrungsmittel
Gluten bezeichnet die aufbereitete Eiweißfraktion aus dem Mehlkörper des Weizenkorns. Es wird vor allem in der Backwarenindustrie zur Verbesserung der Teigeigenschaften genutzt. Vermehrt wird das texturierte Weizenprotein auch zur Herstellung von pflanzenbasierten Fleischalternativen eingesetzt. Gluten wird auch bei der Fischzucht als Proteinquelle eingesetzt (Aquafeed).
Biogenes Kohlendioxid, welches bei der Fermentation des Zuckers entsteht wird aufgefangen, in einem aufwendigen Prozess aufbereitet und verflüssigt. Das hochreine biogene Kohlendioxid wird insbesondere in der Brau- und der Getränkeindustrie eingesetzt. Abnehmer sind jedoch auch die Lebensmittelbranche als auch die chemische und pharmazeutische Industrie.
Biomethan
Bei entsprechenden Anlagenkonzepten kann neben Bioethanol eine große Menge an zusätzlicher Energie erzeugt werden. Durch die Vergärung von Destillationsrückständen und anderen Reststoffen der Bioethanolproduktion in Biogasanlagen wird Biogas gewonnen. Das Biogas wird als Prozesswärme direkt in der Anlage genutzt oder mittels technischer Verfahren insbesondere vom Begleitgas Kohlendioxid abgetrennt und zu Biomethan in Erdgasqualität aufbereitet. Anschließend wird das Biomethan ins Erdgasnetz eingespeist. Biomethan ist auch ein effizienter und kostengünstiger Biokraftstoff, der von allen Erdgasfahrzeugen ohne technische Probleme getankt werden kann.
Die Gärreste aus der Gewinnung von Biogas können wiederum als Biodünger genutzt werden.
Dünger
Die mineralischen Bestandteile der Pflanzen bleiben bei der Bioethanolherstellung erhalten und werden als Düngemittel der Landwirtschaft wieder zugeführt. Durch diesen Kreislauf kann der Einsatz von synthetischem Dünger erheblich reduziert werden.
Zuckerrübenvinasse: Der Chemiker Justus von Liebig empfahl bereits vor über 150 Jahren den Einsatz von Vinasse aus der Alkoholherstellung ausgehend von Zuckerrüben im Ackerbau. Die enthaltenen Mineralstoffe, besonders Stickstoff und Kalium, machen Vinasse zu einem wertvollen Düngemittel.
Carbokalk: Bei der Verarbeitung von Zuckerrüben wird der Zuckerrübenrohsaft mit Kalkmilch von unerwünschten anorganischen Salzen und organischen Stoffen (Nichtzuckerstoffe) gereinigt. Die Nichtzuckerstoffe werden gebunden und gemeinsam mit dem restlichen Kalk in Form von Carbokalk filtriert. Der aus dem Produktionsprozess ausgeschleuste Carbokalk ist ein wichtiger Mineraldünger für alle Ackerkulturen und für Grünland.