Kraftstoff der Zukunft: E20 und sein Weg an die Zapfsäule

 

Anfang 2023 sind rund 30,6 Millionen Benziner und 14,4 Millionen Diesel-Fahrzeuge auf deutschen Straßen unterwegs. Hinzu kommen  etwas mehr als 1,0 Millionen rein batteriebetriebene Elektroautos und etwa 2,4 Hybrid-Pkw inklusive Plug-In-Hybride. Die CO2-Einsparung dieser Elektroautos fällt angesichts solcher Zahlen bisher  noch gering aus. Im Verkehrssektor müssen folglich durch andere Maßnahmen Emissionseinsparungen erreicht werden. Durch eine höhere Beimischungsquote von Bioethanol im Benzin könnte die bestehende Fahrzeugflotte mit Benzinmotoren, inklusive der verbreiteten Hybridbenziner relativ schnell den CO2-Ausstoß weiter senken.

Geht es nach einigen politischen Entscheidungsträgern wie beispielsweise der SPD-Bundestagsfraktion, Verkehrs-Verbänden wie dem ADAC oder dem Rennstall Four Motors rund um Rapper Smudo kann E20 einen zusätzlichen Minderungsbeitrag mit mehr umweltschonendem Bioethanol im Benzin übernehmen.

Kommt nach E10 nun E20 an die deutschen Tankstellen? Um den Kraftstoff E20 schlussendlich an der Tankstelle als Produkt an die Autofahrer verkaufen zu können, ist eine Erweiterung des bestehenden rechtlichen Rahmens (10. BImSchV/EU-Fuel-Quality-Directive) notwendig. Denn der Verkauf von Kraftstoffen unterliegt strengen Regeln. Eine Grundlage für Änderungen des Rechtsrahmens  ist die zügige technische Normierung eines E20-Kraftstoffs, die derzeit bereits auf europäischer Ebene stattfindet. Das Deutsche Institut für Normung (DIN) hat in den vergangenen Jahren bereits einen Normierungsvorschlag erarbeitet, der an das Europäisches Komitee für Normung (CEN; französisch: Comité Européen de Normalisation) übergeben wurde. Das DIN ist ein eingetragener Verein und wird privatwirtschaftlich getragen. Es wird bei seinen europäischen und internationalen Normungsaktivitäten als einzige nationale Normungsorganisation von der Bundesrepublik Deutschland unterstützt. Über seine Mitarbeit in verschiedenen Ausschüssen bringt sich der BDBe unter anderem in die nationale und europäische Normung von Kraftstoffen ein.

Der dem CEN übergebene deutsche Normierungsvorschlag für E20 wird derzeit von europäischen Experten bewertet und ergänzt, um eine gesamteuropäische Akzeptanz für den Vorschlag herzustellen. Im Fokus der Beratungen stehen dabei:
 

  • eine Mindest-Oktanzahl (ROZ) von 98,
  • ein Mindest-Ethanolgehalt zwischen zehn und 15 Prozent und
  • eine strikte Beschränkung des Wassergehalts des Kraftstoffes.
     

Bei einem zügigen Fortgang könnten die Normungsarbeiten im Jahr 2028 abgeschlossen sein und mit der Markteinführung von E20 begonnen werden.

Einige Weltregionen sind den Schritt über Super E10 hinaus bereits gegangen: in Thailand, Indien, den USA, Paraguay und Brasilien kann bereits Benzin getankt werden, dem deutlich mehr Ethanol beigemischt wird, als hierzulande.

E20-Spezifikationsvorschlag

Vorgestellt auf der Konferenz "Kraftstoffe der Zukunft 2024", Rod Williams (CEN)

Eigenschaft Einheit   Grenzwerte
      Min Max
Research-Octanzahl, ROZ     98,0 - - 
Motor-Octanzahl, MOZ     85,0 - - 
Bleigehalt mg/l   - -  5,0
Dichte (bei 15°C) kg/m³   720,0 775,0
Schwefelgehalt mg/kg   - -  10,0
Mangangehalt mg/l   - -  2,0
Oxidationsstabilität Minuten   360,0 - - 
Abdampfrückstand (gewaschen) mg/100 ml   - -  5,0
Korrosionswirkung auf Kupfer (3 h bei 50°C) Korrosionsgrad   Klasse 1 (Der Wortlaut der Leitlinien wird verschärft werden)
Wassergehalt mg/kg   - -  2000,0
Aussehen     klar und hell
Gehalt an Kohlenwasserstoffgruppen % (V/V)      
   - Olefine     - -  18,0
   - Aromaten     - -  35,0
Benzolgehalt % (V/V)   - -  1,00
Sauerstoffgehalt % (m/m)   3,7 8,0
Gehalt an sauerstoffhaltigen organischen Verbindungen % (V/V)      
   - Methanol     - -  3,0
   - Ethanol     10,0 20,0
   - Isopropylalkohol     - -  12,0
   - Isobutylalkohol     - -  15,0
   - tert-Butylalkohol     - -  15,0
   - Ether (5 oder mehr C-Atome)     - -  22,0
   - andere sauerstoffhaltige Verbindungen - -  15,0

Die Spezifikation für E10+ wurde im Januar 2024 auf der Konferenz "Kraftstoffe der Zukunft" in Berlin vorgestellt. Sie stellt den Stand der Diskussion zum damaligen Zeitpunkt dar und ist der letzte öffentlich kommunizierte Arbeitsstand der CEN-Arbeitsgruppe "Specification for unleaded petrol" (CEN/TC 19/WG21).

Emissionsvergleich verschiedener Benzinsorten

Die Untersuchungen zum Emissionsvergleich unterschiedlicher Benzinsorten wurden mit einem instrumentierten Serienfahrzeug (VW Taigo 1,5l Ottomotor) auf dem Fahrzeug-Rollenprüfstand der Hochschule Coburg durchgeführt.

Dabei wurden Standard- und FTIR-Emissionsdetektionssysteme verwendet und mehrere Testläufe nach der etablierten Worldwide Harmonized Light Vehicles Test Procedure (WLTP) mit  Benzinkraftstoffen unterschiedlicher Ethanolgehalte durchgeführt.

Bei diesen Untersuchungen wurde das Fahrzeug  mit einer Starttemperatur von 21,5 °C und kaltem Antriebsstrang getestet. Alle untersuchten Kraftstoffe entsprachen der Norm DIN EN 228 für Ottokraftstoffe und konnten in den Tests die EU6-Grenzwerte einhalten. Die höheren Beimischungsanteile von Bioethanol verbesserten größtenteils das Abgasemissionsverhalten der Kraftstoffe.

Quelle: Ergebnisse des Projekts „ETTY E20 gasoline“ der Hochschule Coburg, Stand 04.07.2024.

Klimaschutz im Automobilsport:
Max Kruse Racing präsentiert in Berlin Rennwagen und E20-Kraftstoffkonzept

Berlin, 22. 01. 2025: „Wir wollen mit dem Einsatz von E20 Gasoline Klimaschutz im Automobilsport sichtbar machen und zeigen, dass man auch mit einem CO2-sparenden Benzin wie E20 Performance, Motorenverträglichkeit sowie Tempo miteinander verbinden und auch noch Spaß am Fahren haben kann. Deshalb sind wir sehr froh, dass das Max Kruse Racing Team sein Konzept für einen klimafreundlichen Automobilsport im Rahmen des Kraftstoffkongresses „Fuels für the Future 2025“ vor so einem großen Publikum vorstellen durfte“, erklärten der ehemalige Fußballprofi Max Kruse und Rennfahrer Benny Leuchter auf Europas größtem Kongress für nachhaltige Mobilität in Berlin. Das Max Kruse Racing Team hatte dort seinen Porsche 992 GT3 Cup im Foyer des von 600 Teilnehmenden besuchten Veranstaltungsortes als Anschauungsobjekt ausgestellt und einen Vortrag über den Einsatz und die Performance von E20 im Automobilsport gehalten.

Motorsport: Klimaschutz im Fokus
In der Formel 1 wird schon seit mehreren Jahren mit Super E10 gefahren, einem Benzin mit 10-prozentiger Bioethanol-Beimischung, das europaweit an den Tankstellen zu finden ist. Auch in anderen Motorsportklassen rückt der Klimaschutz beim Motorsport zunehmend im Fokus.
So fährt der Rennstall von Max Kruse & Benny Leuchter beispielsweise die Nürburgring Langstrecken Serie (NLS), sowie das 24h-Rennen am Nürburgring und verwendet dabei den Kraftstoff E20 Blue Gasoline, einem Benzin mit einer 20-prozentigen Bioethanol-Beimischung. Neben dem Porsche 992 GT3 Cup gehen auch der Golf GTI Clubsport 24h, der Golf GTI TCR, sowie der Audi RS3 LMS mit dem Biokraftstoff E20-Blue Gasoline an den Start. „Schon nach der ersten Testfahrt mit E20 Blue Gasoline sagte ich meinem Team: Mit diesem Kraftstoff muss ich einfach fahren“, so Fahrer & Teaminhaber Benny Leuchter weiter.

Starkes Signal auch für den Straßenverkehr
„Dass das Max Kruse Racing Team mit E20 Blue Gasoline erfolgreich seine Rennen bestreitet und andere Teams den Kraftstoff übernommen haben und nun ebenfalls E20 verwenden, ist auch ein starkes Zeichen für den allgemeinen Straßenverkehr und mehr Klimaschutz“, betonte Alois Gerig, Vorsitzender des Bundesverbandes der deutschen Bioethanolwirtschaft, der die Hersteller von nachhaltigem Bioethanol vertritt. „Hierzulande werden durch die Beimischung von Bioethanol zu Benzin jährlich schon mehr als drei Millionen Tonnen CO2 eingespart. Damit wird das Klimaschutzpotenzial durch höhere Anteile erneuerbarer Kraftstoffe aber bei weitem nicht ausgeschöpft. Mit einer baldigen breiten Markteinführung von E20 an Europas Tankstellen könnte das Klimaschutzpotenzial von erneuerbarem Ethanol erheblich besser genutzt werden“, zeigt sich der BDBe-Vorsitzende Alois Gerig abschließend überzeugt.

von links nach rechts: Max Kruse (Max Kruse Racing) │ Marlene Mortler (Vorsitzende Bundesverband Bioenergie) │ Alois Gerig (Vorsitzender Bundesverband der deutschen Bioethanolwirtschaft) │ Benny Leuchter (Max Kruse Racing) │ Stefan Walter (Geschäftsführer Bundesverband der deutschen Bioethanolwirtschaft)
Photocredit: Yves Sucksdorff

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